NOCH EINMAL PARIS


Die Fliese in der Küche wackelt immer noch. Dafür steht im Wohnzimmer jetzt ein Plattenspieler mit zwei Kisten voller LPs: Sonic Youth, Belle and Sebastian, Michael Jackson, Elvis. Im Kinderzimmer gibt es ein Stoffhaus, in dem zwei Dutzend Kuscheltiere wohnen, und wo früher das Babybett stand, ist nun ein Kinderbett – die Betten sind mit den beiden Mädchen gewachsen. Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal hier, jetzt tauschen wir mit der Familie, die wir so mochten, noch einmal unsere Wohnung: Berlin gegen Paris, Prenzlauer Berg gegen das 18. Arrondissement. Erst finden wir das richtige Stockwerk nicht, das erste links, oder?, nein, das zweite, oder doch das dritte? Es stehen keine Namen an den Türen, also geht er zurück ins Erdgeschoss und klingelt, bis wir die richtige Wohnung finden. Als wir die Tür öffnen, fühlt es sich wieder ganz vertraut an, ein schönes Gefühl, das in den nächsten Tagen noch wachsen wird. Unser Lieblingsbäcker gleich gegenüber, wenn man zum richtigen Zeitpunkt kommt, ist das Baguette noch warm. Das kleine Karussell vor der Metro-Station, nach der Hälfte der Fahrt lässt der Besitzer eine Stoffmaus an einer Leine über die Pferde und Kutschen fliegen, bis ein Kind es schafft, sich ihren Mäuseschwanz zu schnappen – dann darf es die nächste Runde kostenlos fahren. Am dritten Tag schafft Fanny es endlich und kann vor Freude kaum sitzen bleibenDer Spielplatz mit dem Brunnen, unten spielen die Kleinen, geht man die Treppe hinauf, gibt es noch einen zweiten Spielplatz für die Großen. Setzt man sich auf die Bank neben der Sandkiste, kann man die Spitze von Sacré-Cœur sehen. Der Supermarkt die Straße hinunter, nach ein paar Tagen hat jeder von uns seine Lieblinge: Orangina für ihn, Carambar für sie (die hab ich schon als Kind gemocht und es stehen noch immer Sprüche im Papier), für mich: Crême fraîche, Himmel, diese Crême fraîche, würde man eine Badewanne mit ihr füllen, man würde in ihr nicht untergehen. Geht man den Berg hoch, immer Sacré-Cœur entgegen, ist da plötzlich eine Allee, mitten in der Stadt. Wie hat Fanny das gesagt? „Paris ist so schön, dass es im Bauch kribbelt.”
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